Wie ich zum Therapeutischen Boxen kam

Hast Du Mut?

War die Überschrift auf dem Aushang September 1972 in unserem Wohnort, ich las, dass die Sektion Boxen von Dynamo Borna (unsere Kreisstadt) einen Stützpunkt in Kitzscher (mein damaliger Wohnort) auf machen will und interessierte Jungen (Frauenboxen gab es damals noch nicht) für diese Sportart sucht. 

Ich war vorher schon ein Jahr zum Judotraining gegangen, aber ich fand Boxen doch besser. Da ich zum ersten Training noch an der Ostsee im Urlaub war, schickte ich meinen Bruder Wolfhard hin, der 4 Jahre jünger war als ich um mich anzumelden. Das ging so aus das er angemeldet war und ich nicht. Ich ging dann eine Woche später hin und wurde ebenfalls angenommen. 10 Wochen später machte ich meinen ersten von 47 Kämpfen, Sieg durch RSC in der zweiten Runde. Ich war mindestens so stolz darauf, wie Ali auf seinen ersten Weltmeistertitel. Seitdem „klebe“ ich an den Boxhandschuhen und bis heute hat bei mir die Faszination Boxen nicht nach gelassen im Gegenteil…

Später, während meines Studiums der Sportwissenschaften an der Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig, hatte ich einen sehr guten Kommilitonen, Carsten Krüger, DDR Jugendmeister im Boxen und wir „boxten“ uns gemeinsam durch das Studium und das sehr erfolgreich. Ebenso erinnere ich mich sehr gerne die gemeinsame, Arbeit mit Box-Olympiasieger Rudi Fink, der erfolgreich als Boxtrainer im Landkreis Cottbus arbeitete und ich war verantwortlich, für die Trainingszentren im Kreis. 

Rudi Fink war dann auch nach 1990 als Landestrainer Boxen in Brandenburg tätig. Auch während meines Zusatzstudiums zum Sporttherapeuten (von 2000 bis 2001) machte ich zunehmend sehr positive Erfahrungen, wie man mit Mitteln des Sports im Allgemeinen und auch im Speziellen sehr erfolgreiche Therapien durchführen kann. Zum Beispiel die medizinische Trainingstherapie in ihrer Vielfalt, oder das Therapeutische Klettern im Speziellen. Ich habe dann 20 Jahre als Sporttherapeut in der Klinik für Rehabilitationsmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) Patienten und Patientengruppen therapiert und dort auch immer wieder innovative Therapieformen in das Therapiespektrum aufgenommen und erfolgreich umsetze, wie zum Beispiel die Medizinische Aquatherapie, welche ich selber entwickelt habe.

Ich kam dann in einem Gespräch mit dem leitenden Oberarzt der Klinik der Psychosomatik auf die Idee auch Therapeutisches Boxen in das Therapiespektrum für diese Patienten aufzunehmen. Da ich schon Mit-Autor des Buches: „Arbeitsplatzbezogene Psychotherapie“ von Kahl/Winter at al, bin, reizte mich natürlich die Möglichkeit, nach dem erfolgreichen Start des Therapeutischen Boxen an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), selber Diplomierte Boxtherapeuten, auszubilden. 

Zumal die ersten empirischen Erfahrungen mit Patienten mit psychosomatischen Krankheitsbildern, sehr positiv sind und auch ein entsprechendes Feedback durch diese Patienten zeigt, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind, diese innovative Therapieform zu etablieren und auf wissenschaftlicher Basis weiter zu entwickeln. Ich bin der festen Überzeugung, dass im Therapeutischen Boxen, sehr viel Potenzial liegt auch für andere Patientengruppen und Erkrankungen, aber auch sicher für primär präventive und sekundär präventive Aktivitäten. Denn kaum ein anderes Training als das Boxtraining, motiviert und aktiviert alle motorischen Grundeigenschaften so komplex. Aber auch Handlungsschnelligkeit, Reaktionsvermögen, Ausdauer und nicht zuletzt, die intermuskuläre, aber auch die intramuskuläre Koordination werden gut trainiert.

Da ich als Sporttherapeut in der Klinik für Rehabilitationsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover auch turnusmäßig als Mentor für Studenten der Sportwissenschaft tätig war, habe ich natürlich auch der zu diesem Zeitpunkt, ihr Praktikum absolvierende Praktikantin, Janina Eckhart, die Möglichkeit eröffnet, in ihrem Praktikum den Schwerpunkt auf das therapeutische Boxen zu legen.

Dieses tat sie auch mit sehr gutem Erfolg, auf unserer Homepage: 

www.sporttherapeutische-akademie.de kann man nachvollziehen, wie wir das Therapeutische Boxen an der Med. Hochschule Hannover sportwissenschaftlich, medizinisch und trainingsmethodisch aufgebaut haben.

An dieser Stelle sei aber auch bemerkt das es beim therapeutischen Boxen, nicht um die Entwicklung und Förderung von boxsportlichen Fähigkeiten geht, sondern um die Nutzung von trainingsmethodisch geeigneten Trainingselementen aus dem Boxtraining im allgemeinen Menschen zu helfen sich besser stärker zu fühlen und das möglichst nachhaltig und andererseits im speziellen, Patienten/innen mit eben diesen Mitteln von ihrer Krankheit zu heilen oder zumindest ihr Leider so zu mildern, das sie möglichst beschwerdefrei an ihren gewünschten Aktivitäten teilhaben können.

Mit sportlichem Gruß
Ihr Peter K l u g